Ab heute, dem 21. Dezember, wird die Wintersonnenwende gefeiert. Passend zum Julfest hat sich Rauðka, die Völva unserer Gruppe, einige Gedanken dazu gemacht:
„Julezeit ist da“
Und wie jedes Jahr, wenn ich mich mit diesem Thema beschäftige, stolpere ich über unzählige Rituale, Auslegungen und Meinungen darüber, wie das Julfest gewesen sein mag, und wie man es heutzutage interpretieren muss. Ich persönlich lasse mich einfach gerne inspirieren, insbesondere dieses Jahr, da so viele Wotans Welpen ihr erstes Jul feiern. Das war die Intention dahinter, mich erneut in die Untiefen des Internets zu begeben, und mich mit fatalistischen, humorlosen und engstirnigen Leuten über das Thema auseinander zu setzen. Man wird schnell darüber belehrt, dass die Beschreibungen meistens zeitlich nicht akkurat sind („Sind die Rauhnächte nun vor oder nach der Sonnenwende?“ „Wann wird Jul historisch eingeordnet?“), dass die Sichtweise, die Sonne würde wiedergeboren werden, ebenfalls falsch ist und sehr christianisiert, und man das einfache Ende eines Jahres nicht mit Ragnarök gleichsetzen dürfe. Insgesamt habe man sich archäologisch und faktisch offenbar nicht informiert.
Eventuell geht es dem ein oder anderen ähnlich, wenn er von unseren Jahresfesten hört, und sich fragt, ob wir nicht mal Fachliteratur zu Rate ziehen wollen. Die Antwort ist Nein, wollen wir nicht. Bei den meisten Dingen das Hobby betreffend wollen wir das – wenn es aber um das Ausleben unseres Glaubens geht, wollen wir das nicht. Das geht meiner Ansicht nach auch gar nicht. Die regionalen, zeitlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede zum Feiern eines Festes sind so facettenreich, dass selbst die klügsten Archäologen nicht wissen, wie die Menschen damals ihre Feste empfanden. Feste sind und waren schon immer etwas sehr Individuelles, weil Menschen schon immer individuell waren. Es gibt die Festtagsverrückten, bei denen jedes Ritual und jede Tradition ausgereizt wird, und es gibt die Grinch, denen man nichts recht machen kann, und die am liebsten ihre Ruhe wollen. Was uns betrifft: Wir machen was wir schön finden – schöne Rituale, wichtige Rituale, was fürs Herz, was für den Magen, Sachen, die sich richtig anfühlen, Geschichten über Götter und wilde Jagden über den dunklen Himmel, kleines Volk, das sich Nüsse und Kekse klaut, die Geister von Ahnen, die in das warme Zuhause der Familie einkehren, die längste Nacht des Winters und die Rückkehr der Sonne, die einem das Leben wieder einfacher macht.
All diese Dinge haben nichts mit historischer Akkuratesse zu tun, sondern bewegen die Menschen. Haben sie schon immer getan. Glauben ist nichts was man mit dem Kopf tut, man macht es mit der Seele. Das ist wie die Frage, ob man an den Weihnachtsmann glaubt. Da habe ich neulich die schönste Antwort zu gelesen, von einer Mutter mit ihrer sechsjährigen Tochter, die von Außenstehenden darauf hingewiesen wurde, dass solche Sachen ja nicht existieren. Die Mutter sagte daraufhin: „Es ist deine Entscheidung, ob du daran glauben möchtest. Möchtest du in einer Welt voller Zwerge, Einhörner und Weihnachtsmänner leben, in der hinter dem Regenbogen ein Schatz wartet? Oder möchtest du in der leben, wo du dich spöttisch über Leute lustig machst, die noch träumen können? Jeder Mensch sucht sich das selbst aus.“ Ein großes Kompliment, seinen Kindern ein so starkes Mittel gegen verbitterten Zynismus an die Hand zu geben. Natürlich muss man von Zeit zu Zeit auch an die Realität denken, aber nicht zur Julzeit, wenn man sich mit Familien und Freunden trifft, zusammen isst und lacht und es innen warm, hell und voller Leben ist und draußen kalt, nebelig, dunkel und vielleicht das leise Galoppieren von Jägern weit entfernt in der schwarzen Nacht zu hören ist. Sucht es euch aus.
In diesem Sinne, eine schöne Julzeit, frohe Weihnachten, Frieden und Sicherheit für das neue Jahr und alles Gute.
Eure Rauðka
Völva der Wotans Wölfe