Manch einer stellt sich unter einer ,,Küche‘‘ im Mittelalter wohl Folgendes vor:
Den muss ich enttäuschen. Über Jahre der Forschung und Entwicklung in Sachen Lagerverpflegung haben die Wölfe sowohl ihr Equipment als auch ihr Menü stetig ausgebaut und verbessert. Für ein großes Lager zu kochen mit möglichst authentischen Zutaten und Kochutensilien, ist eine große Herausforderung. Insbesondere wenn unsere Krieger nach einem harten Kampf hungrig ins Lager kommen. Deswegen verfügen die Wölfe über viele fantastische Köche und Gourmets, die sich abwechseln, um die Küche zu schmeißen.
Momentan habe ich (Rauðka) das Amt der Küchenchefin inne und mir zur Seite steht mein getreuer Troll, der mir durch einige spontane Selbstentzündungen und Überschwemmungen geholfen hat.
Unser Küchenzelt ist unser Tempel. Es wurde über all die Jahre perfektioniert. Auch unsere Töpfe, Pfannen, Mollen und Messer sind über die Zeit immer besser geworden und werden stetig mehr.
Kochen wie im Mittelalter
Klingt erst mal plump, denn genau wie in jedem anderen Bereich dieses Hobbys unterscheidet sich das ,,Mittelalter‘‘ in jedem Jahrzehnt, das diese Zeitspanne beschreibt. Für den Anfang und für wenig Leute braucht man nicht viel. Eine Feuerquelle, eine Pfanne, einen Topf, Messer, Löffel und einen klugen Kniff, wie man Topf und Pfanne über das Feuer bekommt.
Wenn man sich mit den damaligen Zutaten beschäftigt, könnte man erst einmal enttäuscht sein. Keine Kartoffeln, keine Gurken, kein Kürbis, keine Paprika, kein Mais, kein Chili. Pfeffer, Zucker, Muskat, sowie die meisten anderen großartigen Gewürze, an deren Benutzung wir uns längst gewöhnt haben, gab es nur in teuren, luxuriösen Dosen. Aber: Es gab sie!
Die Geschichte des Nahrungsmittelhandels würde hier sämtliche Rahmen sprengen und unzählige Diskussionen anregen, deswegen sei hier nur so viel dazu gesagt: Die Menschen handeln mit Lebensmitteln, seit sie das Handeln erlernt haben. Wir begründen die meisten unserer exotischen Zutaten auf einen langjährigen, guten Freund der Wölfe, liebevoll der ,,kleine Bruder‘‘ genannt.
Aber auch ohne diese Nahrungsmittel tut sich uns eine noch sehr unberührte Welt der Aromen und Geschmäcker auf, wenn wir uns bewusst werden, was wir auf dem Lager zu uns nehmen. Insbesondere völlig unterschätzte Gemüsearten und Kräuter gibt es zu entdecken und auszuprobieren.
Außerdem kann man auf Regionalität und Saisonalität achten, man lernt Händler aus seiner Nachbarschaft kennen und entwickelt womöglich den Wunsch selbst Dinge anzubauen, die man später in leckere Gerichte verwandeln kann.
Zu den völlig unterschätzen Gemüsesorten zählen für mich übrigens:
Pastinaken
Steckrüben
Rote Beete
Kohl in all seinen Varianten
und Zwiebeln!
Was man mit Zwiebeln nicht alles machen kann!
Das Wichtigste!
Das Wichtigste in der Küche sind die Esser! Potenzielle Esser sind nämlich auch gewillt die ganze lästige Schnippelarbeit zu übernehmen.
Außerdem sorgen sie dafür, dass man in der Küche umsorgt und gepflegt wird und sie geben einem das Feedback und die Anerkennung, die einen immer wieder ermuntern weiterzumachen.
Für mich gibt es kaum ein besseres Gefühl, als wenn das Essen endlich vom Feuer auf den Tisch gekommen ist und die Anspannung langsam von einem abfällt, denn nicht nur der Topf steht unter Feuer.
Die Liebe zum Kochen und zum guten Essen ist meiner Einschätzung nach einer der wichtigsten Aspekte zum harmonischen Zusammenleben und für das Lagerleben. Am Tisch kommen letztendlich alle wieder zusammen.
Wenn die Gespräche verstummen und das Lager der Wölfe in ungewohnte Stille fällt, nur unterbrochen von leisen, gefräßigen Schmatzgeräuschen.
In diesem Sinne:
Skôll … und guten Appetit!
Rauðka
Hauptfrau der Wotans Wölfe
und Herrin der Küche